News Release

Der Organisator der Körperachsen

Molekulare Grundlagen bereits 600 Millionen Jahre alt

Peer-Reviewed Publication

University of Vienna

Injection of DNA

image: Figure 2: Injection of DNA constructs driving expression of two Wnt proteins, Wnt1 and Wnt3 into a single cell of the 8-cell stage embryo results in the induction of an additional body axis. A construct coding for the fluorescent mOrange marker protein was co-injected with the Wnt constructs. view more 

Credit: Copyright: Modified by Kraus et al., 2016, University of Vienna

Diese Pressemitteilung ist verfügbar auf Englisch.

Beim Menschen und bei Tieren ist die korrekte Position von Organen, Gewebe und Gliedmaßen von essentieller Bedeutung. Diese Lage wird üblicherweise durch zwei Körperachsen (Vorder-Hinterende und Rücken-Bauch-Achse) bestimmt, die ein Koordinatensystem aufbauen und damit jeder Zelle eine präzise Adresse zuweisen. So ist beispielsweise das zentrale Nervensystem aller Wirbeltiere am Rücken lokalisiert, während der Magen-Darmtrakt auf der Bauchseite angelegt ist.

Bei Wirbeltieren gibt es in der frühen Embryogenese einen "Organisator" im Bereich des Urmundes (Blastoporus), der für die Achsenbildung des gesamten Organismus verantwortlich ist. Die Entdeckung dieses Organisators wurde bereits 1935 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Das Organisator-Gewebe instruiert alle umliegenden Zellen am Aufbau der Körperachsen teilzunehmen und zwingt ihnen gewissermaßen ihr Schicksal auf. Ohne ihn wüsste der Embryo nicht, wo der Kopf und Schwanz bzw. wo Rücken und Bauch sein sollen. Fehler in diesem frühen embryonalen Stadium können zu schweren Missbildungen wie siamesischen Zwillingen führen.

In den letzten 25 Jahren haben ForscherInnen die genetische Grundlage dieses besonderen Teils des Embryos bei Wirbeltieren weitgehend entschlüsselt. Gängige Lehrmeinung war, dass der Organisator ausschließlich bei Wirbeltieren vorkommt, da er sich bei Insekten oder Würmern nicht ohne weiteres finden lässt.

Die Arbeitsgruppe um Grigory Genikhovich und Ulrich Technau vom Department für Molekulare Evolution und Entwicklung der Universität Wien konnte nun zeigen, dass nicht nur das Prinzip des Organisators, sondern auch seine molekulare Grundlage sehr viel älter sind als ursprünglich angenommen. "Wir haben durch Transplantationen und molekulare Untersuchungen bei Embryonen der Seeanemone Nematostella vectensis ebenfalls einen Blastoporus-Organisator gefunden, der wie bei Wirbeltieren die gleiche Klasse von Signalmolekülen zur Achsenbildung nutzt", erklärt Ulrich Technau. "Wir gehen daher davon aus, dass dieses Grundprinzip der embryonalen Regulation der Körperachsen bereits im gemeinsamen Vorfahren von Wirbeltieren und Seeanemonen vor mehr als 600 Millionen Jahren entstanden ist".

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Publikation in Nature Communications:

"Prebilaterian origin of the blastoporal axial organizer": Yulia Kraus, Andrew Aman, Ulrich Technau and Grigory Genikhovich. Nature Communications 7:11694

DOI: 10.1038/ncomms11694

http://www.nature.com/ncomms/2016/160527/ncomms11694/abs/ncomms11694.html


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