News Release

Jenseits von Psychedelika: Neue Fachzeitschrift erweitert den Rahmen der Bewusstseinsforschung

Genomic Press-Publikation definiert die Grenzen in der Erforschung bewusstseinsverändernder Substanzen und ihrer Rolle in der menschlichen Erfahrung neu

Reports and Proceedings

Genomic Press

image: 

The unfinished process of creation. The image illustrates the endless process of revision and reformulation described by Drummond de Andrade, where humans continually attempt to compose definitive versions of knowledge and self without ever reaching completion.

view more 

Credit: From “Diagnosing Madness," by Julio Licinio, 2013, Science, 340(6139), p. 1406. Illustration by Joe Sutliff/www.cdad.com/joe. Reprinted with permission from AAAS.

NEW YORK, USA, 6. Mai 2025 -- In einem zum Nachdenken anregenden Editorial von Genomic Press hat die Fachzeitschrift Psychedelics ihren Fokus formal über klassische psychedelische Verbindungen hinaus erweitert, um die breitere Landschaft bewusstseinsverändernder Substanzen zu umfassen. Die Publikation, die sich zuvor hauptsächlich auf serotonerge Verbindungen konzentrierte, schließt nun explizit alle psychoaktiven Substanzen in ihren Forschungsbereich ein.

Eine stille Korrektur, kein Rebranding

Das vom Chefredakteur Dr. Julio Licinio verfasste Editorial reflektiert über die inhärenten Einschränkungen bei der Kategorisierung bewusstseinsverändernder Substanzen allein nach ihren pharmakologischen Eigenschaften. "Von Anfang an hat der indexierte Titel unserer Zeitschrift, Psychedelics, einem praktischen Zweck gedient", schreibt Dr. Licinio. "Aber selbst in unserer frühesten Planung wussten wir, dass dieser Name allein niemals den vollen Umfang dessen erfassen könnte, was wir zu veröffentlichen hofften."

Diese Erweiterung wird im überarbeiteten Untertitel der Zeitschrift formalisiert: "The Journal of Psychedelic and Psychoactive Drug Research" (Die Zeitschrift für Psychedelische und Psychoaktive Drogenforschung), was Dr. Licinio nicht als Neupositionierung beschreibt, sondern als "eine stille Korrektur dessen, was immer leicht falsch ausgerichtet war". Diese Änderung erkennt an, dass die Publikation "nie nur über Psychedelika" war, sondern vielmehr über "die Pharmakopöe der Bewusstseinsveränderung".

Traditionelle Klassifizierungen herausfordern

Die Entscheidung wirft faszinierende Fragen darüber auf, wie wir bewusstseinsverändernde Substanzen kategorisieren. Was definiert genau eine "psychedelische" Erfahrung? Wird sie durch die Molekülstruktur, die Rezeptorziele, die subjektiven Wirkungen oder den kulturellen Kontext bestimmt? Diese Klassifizierungen, obwohl nützlich, sind letztendlich menschliche Konstrukte, die sich mit unserem wachsenden Verständnis weiterentwickeln.

"Unsere Verbindungen von Interesse sind Teil des fortlaufenden Versuchs der Menschheit, unsere Unvollständigkeit zu transzendieren", erklärt Dr. Licinio und entlehnt dabei die Metapher des brasilianischen Dichters Carlos Drummond de Andrade, dass Menschen ständig versuchen, endgültige Versionen von Wissen und Selbst zu komponieren, ohne je zur Vollendung zu gelangen.

Jenseits traditioneller Grenzen

Das Editorial erkennt an, dass dieser erweiterte Fokus Substanzen wie MDMA, Ketamin und Ibogain einschließt – Verbindungen, die sich einer klaren Kategorisierung widersetzen und an den Rändern etablierter Taxonomien existieren. Diese pharmakologisch vielfältigen Substanzen fordern unser Verständnis der Bewusstseinsveränderung heraus und bieten gleichzeitig vielversprechende therapeutische Anwendungen.

"Die Grenzen, auf die wir uns verlassen, werden 'Stunde um Stunde erfunden, ohne jemals unsere eigene überzeugende Ausgabe zu erreichen'", bemerkt Dr. Licinio und deutet damit an, dass diese Klassifizierungen, obwohl nützlich, nie endgültig sind. Dieser philosophische Ansatz positioniert die Zeitschrift an der Schnittstelle von Neurowissenschaft, Psychiatrie und Geisteswissenschaften.

Implikationen für die therapeutische Forschung

Dieser verfeinerte Fokus kommt zu einem entscheidenden Moment in der Forschung zu psychoaktiven Substanzen. In den letzten Jahren wurde ein beispielloses Interesse am therapeutischen Potenzial dieser Verbindungen beobachtet, von Psilocybin bei Depression bis zu MDMA bei PTBS. Wie könnte die Erweiterung unseres Verständnisses von bewusstseinsverändernden Substanzen zu neuartigen therapeutischen Ansätzen führen? Könnten bisher übersehene Verbindungen durch Wirken über verschiedene neurologische Mechanismen einzigartige Vorteile bieten?

Intellektuelles Unbehagen annehmen

Dr. Licinios Ansatz ermutigt Forscher, die Widersprüche und das unvollständige Verständnis, die diesem Feld innewohnen, anzunehmen. "Wir haben Raum für Schriften, die dem Drang widerstehen, die Dinge abzuschließen", schreibt er. "Manchmal sagt uns das Verweilen im Unbehagen mehr als das Erreichen einer schnellen Schlussfolgerung."

Diese Perspektive wirft faszinierende Fragen über die Zukunft der Bewusstseinsforschung auf. Wie könnte sich unser Verständnis dieser Substanzen weiterentwickeln, wenn wir über starre Klassifizierungen hinausgehen? Welche unerwarteten therapeutischen Anwendungen könnten aus Verbindungen entstehen, die derzeit am Rande der Forschung stehen? Und wie beleuchtet die Untersuchung dieser Substanzen die grundlegende Natur des menschlichen Bewusstseins?

Eine Plattform für fortlaufenden wissenschaftlichen Dialog

Das Editorial schließt mit einer Einladung, Widersprüche zu antizipieren, und erkennt an, dass "einige Verbindungen nicht passen werden" und "einige Theorien noch dabei sind, etwas anderes zu werden". Dieses Eingeständnis der sich entwickelnden Natur des Feldes positioniert die Zeitschrift Psychedelics als Plattform für einen fortlaufenden wissenschaftlichen Dialog anstelle definitiver Schlussfolgerungen.

Das Psychedelics-Editorial mit dem Titel "Psychedelics, Yes—but Not Only: Redefining the boundaries of consciousness research as part of humanity's ongoing attempt to transcend our incompleteness" ist ab dem 6. Mai 2025 im Open Access in Psychedelics unter folgendem Link frei verfügbar: https://doi.org/10.61373/pp025d.0014.

Über Psychedelics: Psychedelics: The Journal of Psychedelic and Psychoactive Drug Research (ISSN: 2997-2671, online und 2997-268X, print) ist eine hochwertige medizinische Forschungszeitschrift, die von Genomic Press, New York, herausgegeben wird. Psychedelics widmet sich der Förderung des Wissens über das gesamte Spektrum bewusstseinsverändernder Substanzen, von klassischen Psychedelika bis hin zu Stimulanzien, Cannabinoiden, Entaktogenen, Dissoziativa, pflanzlichen Verbindungen und neuartigen Verbindungen, einschließlich Ansätzen zur Medikamentenentdeckung. Unser multidisziplinärer Ansatz umfasst molekulare Mechanismen, therapeutische Anwendungen, neurowissenschaftliche Entdeckungen und soziokulturelle Analysen. Wir begrüßen vielfältige Methodologien und Perspektiven, von grundlegender Pharmakologie und klinischen Studien bis hin zu psychologischen Untersuchungen und gesellschaftlich-historischen Kontexten, die unser Verständnis darüber vertiefen, wie diese Substanzen mit der menschlichen Biologie, Psychologie und Gesellschaft interagieren. Besuchen Sie die Genomic Press Virtual Library: https://issues.genomicpress.com/bookcase/gtvov/


Disclaimer: AAAS and EurekAlert! are not responsible for the accuracy of news releases posted to EurekAlert! by contributing institutions or for the use of any information through the EurekAlert system.