News Release

Sonderausgabe der "Philosophical Transactions of the Royal Society B" rückt den Ursprung der Domestizierung in neues Licht

Peer-Reviewed Publication

Max Planck Institute of Geoanthropology

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Excavations at the Vardhanze archaeological site in Uzbekistan, under the directorship of Silvia Pozzi and the Italian/Uzbek Expeditions. Among other research questions, Dr. Spengler and his team are trying to better understand how a massive capital city was fed and supplied on the edge of the Kyzyl Kum Desert in early historical periods.

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Credit: Robert N. Spengler III

Eine neue Sonderausgabe der Philosophical Transactions of the Royal Society B geht einen mutigen Schritt zur Neudefinition des am meistdiskutierten Konzept der Biologie und Sozialwissenschaften: Domestizierung. Unter dem Titel Shifting Paradigms Towards Integrated Perspectives in Domestication Studies, hinterfragen führende Stimmen aus Archäologie, Evolutionsbiologie und Pflanzenwissenschaften konventionelle Narrative und stellen gleichzeitig neue Möglichkeiten anhand von Fallstudien vor, wie man den Begriff definieren kann. 

Die Ausgabe wurde mitherausgegeben von Dr. Robert Spengler, Leiter der Domestication and Anthropogenic Evolution-Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Geoanthropologie und baut auf der Grundsatzkonferenz Domesticating Earth auf Burg Ringberg (Bayern) 2024 auf. Ebenfalls Mitherausgeber und Konferenzteilnehmer waren Dr. Rosalind Gilis, Dr. Marta Dal Corso und Dr. Hugo Oliveira, die eine treibende Kraft für die gemeinsame Arbeit hinter der Veröffentlichung waren.

Anstatt sich nur auf gut untersuchte Domestizierungsprozesse wie die von Weizen, Schafen oder Reis zu fokussieren, untersuchte man Flora und Fauna innerhalb eines breiten räumlichen und zeitlichen Spektrums. Dabei berichtet die Ausgabe über andere, deutlich diversere und kontextabhängigere Möglichkeiten, wie diese domestiziert wurden.

So präsentiert Dr. Rital Dal Martello von der Universität Venedig in ihrer Studie, die derzeit größte Zusammenstellung von Getreidekornmessungen vom 9. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Ferner enthüllte die Analyse der Größenveränderungen von Grundnahrungsmitteln wie Weizen, Gerste und Hirse im Artikel „Contrasting diachronic regional trends in cereal grain evolution across Eurasia“ komplexe und regionsspezifische Evolutionspfade, die sowohl durch kulturelle und umweltliche Bedingungen beeinflusst wurden.

„Unsere Ergebnisse zeigen, wie sich ähnliche evolutionäre Muster – so zum Beispiel das Wachstum von Kornsamen – unabhängig voneinander in Eurasien entwickelten, was auch neue Fragen über etwaige parallele Domestizierungsprozesse aufwirft“, so Dal Martello.

In einem weiteren Artikel („Seeking consensus on the domestication concept“), gehen Spengler und seine Kollegen*innen auf ein fundamentales Problem ein: den Mangel einer einheitlichen Definition für die Domestizierung. Anhand bereits veröffentlichter Definitionen analysieren die Autoren das Konzept und zeigen, wie aktuelle Definitionen zu einem Bias in der wissenschaftlichen Interpretation führen können.

„Die Domestizierung ist das Fundament moderner Zivilisationen“, so Spengler. „Wenn wir nachvollziehen können, wie sich die Domestizierung tatsächlich vollzog, dann müssen wir auch ihre Bedeutung für den heutigen Menschen überdenken.“

Während der Mensch weiterhin aktiv in evolutionäre Prozesse eingreift – sei es durch Landwirtschaft, Urbanisierung oder durch den Klimawandel – liefern archäologische Aufzeichnungen wertvolle Einblicke in das Verhältnis zwischen Menschen, Tieren und Pflanzen und wie sich diese Beziehungen langfristig entwickelten.


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