image: Vor ihrer erfolgreichen Expansion nach Eurasien vor etwa 50.000 Jahren lernten die Menschen, in einer Vielzahl von afrikanischen Umgebungen zu gedeihen. view more
Credit: Ondrej Pelanek and Martin Pelanek
Heute weiß man, dass alle Nicht-Afrikaner von einer kleinen Gruppe von Menschen abstammen, die sich vor etwa 50.000 Jahren nach Eurasien wagten. Fossile Aufzeichnungen zeigen jedoch, dass es vor dieser Zeit zahlreiche gescheiterte Ausbreitungsversuche gab, die keine erkennbaren Spuren bei lebenden Menschen hinterlassen haben.
Eine neue Studie erklärt nun erstmals, warum diese frühen Wanderungsversuche nicht gelangen. Dabei zeigt ein Team von Forschenden unter der Leitung von Prof. Eleanor Scerri vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena und Prof. Andrea Manica von der Universität Cambridge, dass die Menschen vor ihrer Ausbreitung nach Eurasien vor 50.000 Jahren begannen, verschiedene Arten von Habitaten in Afrika auf bislang unbekannte Weise zu erschließen.
„Wir stellten einen Datensatz aus archäologischen Stätten und Umweltdaten in Afrika zusammen, der die letzten 120.000 Jahre abdeckt. Mithilfe von Methoden aus der Ökologie, versuchten wir die Veränderungen in den ökologischen Nischen des Menschen, also die ihm nutzbaren und förderlichen Lebensräume, nachzuvollziehen“, sagt Dr. Emily Hallet, Co-Autorin der Studie von der Loyola University Chicago.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Mensch seine Nische vor 70.000 Jahren signifikant ausdehnte, was durch eine verstärkte Nutzung verschiedener Habitate, wie Wäldern und Wüsten, angetrieben wurde“, fügt Dr. Michela Leonardi, eine der Hauptautorinnen der Studie vom Natural History Museum in London hinzu.
„Das ist ein Schlüsselergebnis. Vorherige Ausbreitungen geschahen vermutlich während günstiger Zeitfenster mit vermehrten Niederschlägen in der Arabische Wüste wodurch ‚grüne Korridore‘ für die Menschen entstanden, um nach Eurasien zu gelangen. Vor etwa 70.000-50.000 Jahren war der einfachste Weg aus Afrika jedoch schwieriger als in früheren Perioden und dennoch war diese Ausbreitung beträchtlich und letztlich erfolgreich“, erklärt Prof. Manica.
Für die einzigartig erfolgreiche Verbreitung des Menschen aus Afrika wurden viele Erklärungsversuche aufgestellt, von technischen Innovationen bis hin zu Immunität durch eine Vermischung mit eurasischen Hominini. Doch weder konnten diese Innovationen bislang nachgewiesen werden, noch scheinen Vermischungen der Schlüssel zum Erfolg bei älteren, aber gescheiterten Wanderungsversuchen gewesen zu sein.
Hier zeigen die Forschenden jedoch, dass der Mensch das ihm zur Verfügung stehende Spektrum an Lebensräumen in Afrika, vor seiner Ausbreitung über den Kontinent hinaus, stark vergrößerte. Diese Vergrößerung der menschlichen Nische war möglicherweise das Ergebnis einer positiven Rückkopplung durch vermehrte Kontakte und kulturellen Austausch, was größere Verbreitungsgebiete und die Überwindung geografischer Barrieren ermöglichte.
„Anders als frühere Menschen, die sich aus Afrika ausbreiteten, verfügten diese Gruppen, die vor etwa 60-50 Tausend Jahren nach Eurasien zogen, über eine ausgeprägte ökologische Flexibilität, um mit klimatisch schwierigen Lebensräumen zurechtzukommen“, so Prof. Scerri, „Dies war wahrscheinlich der Schlüsselmechanismus für den Anpassungserfolg unserer Spezies außerhalb ihrer afrikanischen Heimat.“
Die Forschung wurde finanziell unterstützt durch die Max-Planck-Gesellschaft, den europäischen Forschungsrat und den Leverhulme Trust.
Journal
Nature
Article Title
Major expansion in the human niche preceded out of Africa dispersal
Article Publication Date
18-Jun-2025