News Release

Patientenfreundlich und präzise

Herz-MRT verbessert Diagnostik der Herzbeteiligung bei Lupus

Peer-Reviewed Publication

Goethe University Frankfurt

Die Zahl der Diagnosen von systemischem Lupus erythematodes (SLE) hat sich - auch wegen der verbesserten diagnostischen Möglichkeiten - in den letzten 45 Jahren mindestens verdreifacht. Bei Lupus handelt es sich um eine systemische entzündliche Erkrankung, die mehrere Organe gleichzeitig betreffen kann. Am häufigsten treten Entzündungen der Nieren, der Haut, des Gehirns und auch des Herzen auf. Das betroffene Herz leitet die Hauptaussage bei den Lupusbetroffenen: Die Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind bei Lupus eine stille Krankheit, somit lange weder bemerkt und noch behandelt.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Lupus: ein getarntes Leiden

Diese problematische Situation hat mehrere Gründe. Zum einen ist der natürliche Verlauf der Lupus-bedingten Herzerkrankungen oft mit wenigen oder sogar keinen Symptomen verbunden. Sie gelten als subklinisch und sind damit auch für Ärzte schwer erkennbar. Zum anderen betrifft er überwiegend junge weibliche Patientinnen, bei denen Herzerkrankungen weder erwartet werden, noch sich in den typischen Beschwerden abzeichnen. Klassische Herzsymptome wie plötzliche Brustenge treten selten auf und sind, wenn überhaupt, atypisch. Das heißt, sie weisen nicht explizit auf eine Herzbeteiligung hin. Beispiele für solche Symptome sind Müdigkeit, Atemnot oder stechende Brustschmerzen. Erschwerend kommt hinzu, dass von Lupus Betroffene häufig Krankheitszeichen aus anderen Organsystemen, vor allem den Nieren, aufweisen, die deutlich auffallender erscheinen. Dadurch gerät das Herz bei Diagnostik und Behandlung oftmals unbeabsichtigt in den Hintergrund. Letztlich treten auch nur bei einem kleinen Teil der Betroffenen Symptome von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf, die dann jedoch oft schlecht behandelbar sind.

Studie ermöglicht Diagnostik ohne Eingriff

Eine Studie des Universitätsklinikums Frankfurt mit Partnern aus London und Tübingen befasste sich nun mit der Verbesserung der Erkennung von eben jenen subklinischen Beeinträchtigungen des Herzens bei Lupuspatienten. Die Arbeit wurde in den Annals of Rheumatic Diseases veröffentlicht, der am besten bewerteten Fachzeitschrift in der Rheumatologie, in deren Fachgebiet Lupus am häufigsten behandelt wird.

Das Wissenschaftsvorhaben konnte zeigen, dass Herzmuskelverletzungen bei Lupus vor allem auf einer Entzündung des Herzmuskels und der Kleingefäße beruhen und nicht wie bisher angenommen durch die atherosklerotische Verstopfung der Herzkranzgefäße entstehen. Darüber hinaus stellte das Forschungsteam fest, dass genau diese muskuläre Herz-Entzündung mittels spezieller - kardialer, also herzspezifischer - Magnetresonanzbildgebung (MRT) nichtinvasiv und ohne Strahlung gefunden und überwacht werden können. Mittels dieser Methode wird zudem eine sogenannte bildgebende Signatur für die entzündliche Herz Beteiligung entwickelt und überprüft. Diese Bildgebungssignatur kann nicht nur zur Erkennung von Herzkrankheiten dienen, sondern auch zur Überwachung ihrer Aktivität. Durch diese Form der Beobachtung kann die entzündungshemmende Behandlung im Herzen genau an den jeweiligen Bedarf angepasst werden.

Potential für Paradigmenwechsel

Die Studie bietet somit großes Potenzial für einen echten Wandel der klinischen Betreuung von Patienten mit Lupus: weg von den wenig sensitiven, invasiven und strahlenintensiven Methoden und hin zu patientenfreundlichen und sicheren Beurteilungen ? nichtinvasiv, frei von Strahlung und zum großen Teil auch frei von Kontrastmitteln. Dabei können die neuen Diagnoseverfahren genau über das Vorhandensein, das Stadium und die Schwere der Krankheit informieren. Sie ermöglichen den Behandlern, die Reaktion der Patientinnen und Patienten auf mögliche Therapien sofort und genau zu beurteilen.

Ablauf der Studie

Für die Studie wurden 92 Lupusbetroffene sowie 78 gesunde Menschen in einer Kontrollgruppe mithilfe herzspezifischer MRT-Bildgebung untersucht. Die multizentrische und multidisziplinäre Studie wurde von PD Dr. Valentina Puntmann vom Institut für Experimentelle und Translationale kardiovaskuläre Bildgebung (Goethe CVI) des Universitätsklinikums Frankfurt geleitet und baut auf einer jahrzehntelangen Erforschung der Herzentzündung durch nichtinvasive Bildgebung bei systemischen entzündlichen Erkrankungen auf. Neben dem Goethe CVI waren im Universitätsklinikum Frankfurt die Rheumatologie, die Kardiologie und die Radiologie beteiligt.

Erfolgreiche Bildgebung

Bei allen Teilnehmenden wurden Herzmuskel, -volumen und -funktion mithilfe von MRT-Bildgebung überprüft. Außerdem wurden unter anderem verschiedene Blutwerte geprüft, die als Biomarker für Verletzungen im Herz dienen. Diese Marker waren bei 81 Prozent der Lupuspatientinnen und -patienten erhöht, jedoch nur bei acht Prozent im klinisch relevanten Bereich. Die Bildgebung wies bei den Betroffenen jedoch deutlich häufiger auf Entzündungen im Herzen hin. Sie ist also gut geeignet, um auch Entzündungen festzustellen, die sich anhand der Blutwerte noch im subklinischen Bereich befinden. Diese können bei mangelnder Behandlung zu Herzmuskelverletzungen führen. Zudem lassen sich dank der Bildgebungsverfahren Veränderungen im Krankheitsbild schneller feststellen als anhand der Blutwerte, die üblicherweise eine Zeit brauchen, um sich anzupassen. Nachteile weisen die Methoden indessen kaum auf, wird doch auf invasive Eingriffen verzichtet und ist die Strahlenbelastung gering.

Literaturhinweis:

Winau, Lea et al. (2018): High-sensitive troponin is associated with subclinical imaging biosignature of inflammatory cardiovascular involvement in systemic lupus erythematosus. In: Annals of the Rheumatic Diseases.
DOI: 10.1136/annrheumdis-2018-213661.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30077990"

Über das Institut für Experimentelle und Translationale Kardiovaskuläre Bildgebung

Das Institut für Experimentelle und Translationale Kardiovaskuläre Bildgebung am Universitätsklinikum Frankfurt wurde 2014 neu gegründete Abteilung für dezidierte klinische Forschung in der kardiovaskulären Bildgebung. Dies wurde durch eine umfangreiche Forderung durch das Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (http://www.dzhk.de) ermöglicht, mit dem Ziel, neuartige bildgebende Verfahren zu Maßnahmen zu entwickeln, zu validieren und zu übersetzen, die das klinische Management von Herz-Kreislauf-Erkrankungen unterstützen können. Zusätzlich zur Durchführung von mehreren multizentrischen Studien (darunter MRInform, International T1 Outcome Study, DecipherHFpEF und TrueTypeCKD), werden die klinische und wissenschaftliche Ausbildung in der kardiovaskulären Bildgebung und klinischen Forschung. In der interdisziplinären Zusammenarbeit mit den Kliniken für Kardiologie und Radiologie des Universitätsklinikums Frankfurt bieten wir eine high-end kardiovaskuläre bildgebende klinische Versorgung (Herz MRT und HerzCT) für Betreuung von ischämischer Herzerkrankungen, Herzinsuffizienz, entzündlichen Kardiomyopathien, mit Schwerpunkt auf rheumatologischen Erkrankungen, chronischen Infektionen, Chemotherapie-induzierten Kardiotoxizität und chronischen Nierenerkrankungen.

Über das Universitätsklinikum Frankfurt

Das Universitätsklinikum Frankfurt, gegründet im Jahr 1914, zählt zu den führenden Hochschulkliniken Deutschlands. Es bietet seinen Patientinnen und Patienten eine bestmögliche medizinische Versorgung in 32 medizinischen Kliniken/Instituten. Der enge Bezug zur Wissenschaft - Klinikum und Fachbereich Medizin betreiben zusammen 20 Forschungsinstitute - sichert den Patientinnen und Patienten eine zeitnahe Umsetzung neuer Erkenntnisse in die therapeutische Praxis. Rund 1.500 stationäre und tagesklinische Betten stehen zur Verfügung. Zahlreiche Institute widmen sich medizinisch-wissenschaftlichen Spezialleistungen. Jährlich werden 51.000 stationäre und 227.000 ambulante Patientinnen und Patienten betreut. Besondere interdisziplinäre Kompetenz besitzt das Universitätsklinikum unter anderem auf den Gebieten der Neurowissenschaften, Onkologie und kardiovaskulären Medizin. Auch als Standort für Organ- und Knochenmarktransplantationen, Dialyse sowie der Herzchirurgie nimmt es besondere Aufgaben der überregionalen medizinischen Versorgung wahr. Neben der Herzchirurgie besteht beim Versorgungsauftrag nach dem Hessischen Krankenhausgesetz auch in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, der Dermatologie und der Kinder- und Jugendpsychiatrie ein Alleinstellungsmerkmal für die Region Frankfurt-Offenbach. Über 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Vollkraftzahlen) kümmern sich rund um die Uhr um die Patientinnen und Patienten.

Für weitere Informationen:

PD Dr. Valentina Puntmann
Institut für Experimentelle und Translationale kardiovaskuläre Bildgebung (Goethe CVI)
Universitätsklinikum Frankfurt
Fon (0 69) 63 01 - 86 76 0
E-Mail valentina.puntmann@kgu.de
Internet http://www.cardiac-imaging.org/valentina-puntmann.html

Stabsstelle Recht, Öffentlichkeits- und Pressearbeit
Universitätsklinikum Frankfurt
Fon (0 69) 63 01 - 64 44
Fax (0 69) 63 01 - 83 22 2
E-Mail Recht-Presse@kgu.de
Internet http://www.kgu.de


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