News Release

Nach Schlaganfall motorische Defizite exakter feststellen

Veränderte Testmethode ermöglicht bessere Diagnose und gezieltere Therapie nach einem Schlaganfall

Peer-Reviewed Publication

Technical University of Munich (TUM)

Fine Motor Skills Predict Performance in the Jebsen Taylor Hand Function Test after Stroke

video: "Thanks to our results, patients can now be treated more specifically after a stroke in the areas where their weaknesses are evident," says Professor Hermsdörfer. Custom-developed devices were used for the tests, including the "Gripforce Box", with which the grip force of the hand is examined (see video -- start by button in the article photo in the upper left corner). In future, this could be further developed for therapists so that they can be used for the purpose of diagnosing the status quo of individual deficits following a stroke. "We are still working on this," the movement scientist explains. "Along with two short classical tests, the future goal is to be able to make a precise diagnosis regarding the background of fine motor deficits in stroke patients in everyday life with the GF Box." view more 

Credit: TUM/J. Hermsdörfer

Dass Patientinnen und Patienten nach einem Schlaganfall nur eingeschränkt mit den Händen einfache Alltagsgegenstände und Werkzeuge greifen oder halten können, belegen klassische Tests zur Überprüfung ihrer manuellen Geschicklichkeit in der Klinik. Sehr häufig wird der Jebsen Taylor-Handfunktionstest durchgeführt, wo etwa ein Satz auf ein Blatt Papier geschrieben werden muss. „Der Jebsen-Test wie auch andere Tests zeigen allerdings nicht auf, welche einzelnen Faktoren dazu führen, dass sich Schlaganfallpatienten bei einfachen Handgriffen wie etwa nach einem Blatt zu greifen so schwer tun“, sagt Professor Joachim Hermsdörfer vom Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft der Sport- und Gesundheitsfakultät an der TUM. „Darum haben wir Tests selbst entwickelt, um anhand der daraus identifizierten beeinflussenden Faktoren gezieltere therapeutische Ansätze abzuleiten.“ Ihre Ergebnisse haben Joachim Hermsdörfer und Erstautorin Kathrin Allgöwer gerade im Magazin „Clinical Neurophysiology“ veröffentlicht.

Welche Faktoren lösen die Feinmotorikstörung aus?

Die TUM-Wissenschaftler testeten etwa das Hochheben von Gegenständen verschiedener Gewichtsklassen und mit verschiedenen Oberflächen, die vorausschauende und reagierende Griffkontrolle, das visuell-motorische Vermögen und einige weitere Fertigkeiten. Eine Gruppe von 22 Patientinnen und Patienten im Alter von 32 bis 78 mit einer halbseitigen Lähmung, der so genannten Hemiparese nach einem Schlaganfall, haben an dieser Studie teilgenommen. Ihnen stand eine gleich große Kontrollgruppe mit gesunden Probanden gegenüber.

Von den Parametern, an denen sich die zwei Gruppen unterscheiden ließen, konnten drei Faktoren festgestellt werden, die maßgeblich waren, um die Feinmotorikstörung zu klassifizieren: die Kontrolle der Griffkraft, die motorische Koordination und das Tempo der Bewegung. Mit statistischen Methoden konnte das Team schließlich belegen, dass diese drei Faktoren zu 69 Prozent die Alltagsdefizite des umfassenderen Jebsen-Tests voraussagen.

Ergebnisse ermöglichen gezieltere Therapie nach Schlaganfall

"Dank unserer Ergebnisse können Patienten und Patientinnen künftig nach einem Schlaganfall gezielter in den Bereichen therapiert werden, wo ihre Schwächen evident sind", sagt Professor Hermsdörfer. Für die Tests wurden selbstentwickelte Geräte benutzt, unter anderem die Gripforce-Box, mit der die Griffkraft der Hand überprüft wird. Diese könnte künftig für Therapeuten so weiterentwickelt werden, dass sie zum Zweck der Diagnose des Status-quo von Personen nach einem Schlaganfall eingesetzt wird. "Daran arbeiten wir derzeit noch", sagt der Bewegungswissenschaftler. „Das Ziel ist zusammen mit zwei kurzen klassischen Tests künftig mit der GF-Box eine präzise Aussage über die Hintergründe einer Feinmotorikstörung von Schlaganfallpatienten im Alltag zu machen.“

Publikation:

Kathrin Allgöwer und Joachim Hermsdörfer: Fine motor skills predict performance in the Jebsen Taylor Hand Function Test after stroke, Clinical Neurophysiology 31.7.2017. DOI:

10.1016/j.clinph.2017.07.408

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28826016

Kontakt:

Prof. Dr. Joachim Hermsdörfer
Technische Universität München
Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft
Tel: +49 (89) 289 - 24550
E-Mail: joachim.hermsdoerfer@tum.de

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