News Release

Perlenringe aus Straußeneierschalen enthüllen kulturelle Interaktion in Ost-und Südafrika

Aktuelle archäologische Analysen von Perlenringen gefertigt aus Straußeneierschalen zweifeln bisherige Hypothesen über den Zusammenhang zwischen Perlendurchmesser und der Verbreitung des Pastoralismus in Afrika an und ermöglichen so e

Peer-Reviewed Publication

Max Planck Institute of Geoanthropology

Modern Beads

image: A string of modern ostrich eggshell beads from eastern Africa view more 

Credit: Hans Sell

Vornehmlich gefunden in Ausgrabungsstätten in Afrika, zählen Perlen aus Straußeneiern mit einem Alter von mindestens 50.000 Jahren zu den ältesten menschlichen Schmuckstücken. Bisherige Forschung zum Durchmesser der Perlen zeigte eine Vergrößerung der Perlen in Korrelation mit dem Auftreten von Viehzüchtern in Südafrika. In dieser Studie nutzten die Forscherinnen Jennifer Miller und Elizabeth Sawchuck eine deutlich erhöhte Datenmenge, um diese Hypothese in einer bislang nicht untersuchten Region erneut zu prüfen und zu evaluieren.

Rückblick auf alte Ideen, Untersuchung alter Sammlungen

Um ihre Studie durchzuführen, nahmen die Forscherinnen die Durchmesser von 1200 OES-Perlen, mit einem Alter von bis zu 10000 Jahren, aus 22 Ausgrabungsstätten in Süd- und 8 Ausgrabungsstätten in Ostafrika auf. Etliche Messungen stammen von bislang nicht untersuchten Sammlungen, die vor Jahrzehnten freigelegt worden und damit zum ersten Mal dokumentiert werden. Somit vergrößert sich der Bestand von bislang veröffentlichten Perlendurchmessern von 100 auf 1000 und enthüllt so Entwicklungen, welche die bisherigen Ansichten bezweifeln.

Die OES-Perlen reflektieren verschiedene Reaktionen auf den ersten Kontakt mit Herdehaltung in Ost-und Südafrika. In Südafrika erschienen mit Anzeichen für Herdehaltung auch neue Perlenstile, verdrängten die alten Perlenstile der bis dahin typischen Sammler jedoch nicht. In Ostafrika hingegen kam es zu keiner Veränderung in der Fertigung der Perlen, trotz des Aufkommens von Viehzüchtern. Obwohl Perlen aus Ostafrika fast durchgehend größer sind, als jene aus Südafrika, fallen südafrikanische Perlen, die vor ca. 2000 Jahren zum ersten Mal auftauchten, in die Größenordnung ostafrikanischer Perlen, was auf einen Kontakt zwischen den Regionen im Rahmen der Ausbreitung der Viehzucht schließen lässt. „OES-Perlen sind Symbole, die von den Jägern und Sammlern beider Regionen über einen Zeitraum von etwa 40,000 Jahren hergestellt wurden“, so Jennifer Miller, Hauptautorin der Studie, „Veränderungen – oder keine Veränderungen – im Stil der Perlen liefern uns Indizien über die Reaktionen solcher Gemeinschaften auf kulturen Kontakt und wirtschaftlichen Wandel.“

OES-Perlen erzählen die Geschichte von Annäherung

Obwohl der Durchmesser von OES-Perlen kein zuverlässiger Weg ist, die Züchter- und Sammlergemeinschaften zu kategorisieren, liefern sie dennoch deutlich feinere Hinweise bezüglich der Verbreitung des Pastoralismus als bisher angenommen. Das Auftreten von größeren Perlen in Südafrika vor rund 2000 Jahren scheint mit der Einführung der Viehzucht zu korrelieren. Die größeren Perlen ersetzten die vorhandenen Traditionen jedoch nicht. Die Berührung mit anderen Gruppen führte mit domestizierten Nutztieren sehr wahrscheinlich auch neue Formen und Stile der Perlen ein. Die archäologischen Funde deuten jedoch auf eine Integration und weniger eine Umwandlung der kulturellen Bräuche hin.

In Ostafrika, in dieser Studie zum ersten Mal untersucht, gab es keine sichtbaren Veränderungen im Stil der Perlen im Zusammenhang mit der Ankunft von Viehhütern aus dem Norden. Vermutlich weil örtliche Sammler die Viehhaltung zwar übernahmen, ihre Methoden der Perlenherstellung jedoch beibehielten. Denkbar ist auch, dass einwandernde Viehzüchter örtliche Traditionen in der Herstellung adoptierten. „In der gegenwärtigen Situation führt Einwanderung, kultureller Kontakt und wirtschaftlicher Wandel oft zu Spannungen, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus,“ so Sawchuck,“ die damaligen Menschen erlebten ähnliche Situationen und Muster in verschiedensten Kulturgütern, erlauben es uns ihre Reaktionen zu untersuchen.“

Die Forscherinnen hoffen, dass diese Untersuchungen Interesse an OES-Perlen wieder anregen und empfehlen, dass in zukünftigen Studien der einzelne Perlendurchmesser und nicht ein einzelner Durchschnitt von vielen abgebildet werden soll. „Diese Studie beweist den Nutzen alte Kollektionen noch einmal zu untersuchen und so neue Erkenntnisse daraus zu gewinnen,“ sagt Miller, „und wir hoffen, dass künftige Untersuchungen, die Fülle an bereits ausgegrabenen, aber noch nicht untersuchten Artefakten nutzen werden.“

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Titel: Ostrich eggshell bead diameter in the Holocene: Regional variation with the spread of herding in eastern and southern Africa
Autoren: Jennifer M. Miller, Elizabeth A. Sawchuk
Publikation: PLOS ONE, DOI: 10.1371/journal.pone.0225143

Medien Kontakte:

Dr. Jennifer M. Miller
Department of Archaeology
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