News Release

Neurowissenschaftler entdecken bislang unbekannte Funktion von Cannabinoid-Rezeptor

Studie könnte zum besseren Verständnis von Hirnerkrankungen beitragen

Peer-Reviewed Publication

DZNE - German Center for Neurodegenerative Diseases

Diese Pressemitteilung ist verfügbar auf Englisch.

Der Cannabinoid-Rezeptor Typ 2, auch „CB2-Rezeptor" genannt, ist ein spezielles Membranprotein, über das eine Zelle chemische Signale empfangen kann. Dadurch wird ihre Aktivität gesteuert. „Dieser Rezeptor galt bisher vor allem als Teil des Immunsystems, ohne Funktion in Nervenzellen. Unsere Studie zeigt nun, dass er auch für die Signalverarbeitung des Gehirns eine wichtige Rolle spielt", erläutert Prof. Dr. Dietmar Schmitz, Berliner Standortsprecher des DZNE und Direktor des Neurowissenschaftlichen Forschungszentrums an der Charité (NWFZ/NeuroCure). Neben Berliner Fachkollegen haben sich an der aktuellen Studie auch Wissenschaftler der Universität Bonn und des US-amerikanischen „National Institute on Drug Abuse" beteiligt.

Wie die Forscher im Tiermodell nachweisen konnten, hebt der CB2-Rezeptor die Erregungsschwelle von Nervenzellen des Hippocampus. „Die Arbeitsweise des Gehirns beruht darauf, dass Nervenimpulse auf nachgeschaltete Zellen in manchen Situationen erregend, in anderen Fällen unterdrückend wirken", sagt Dr. Vanessa Stempel, Erstautorin der aktuellen Veröffentlichung. „Der CB2-Rezeptor wirkt wie eine Stellschraube, mit der solche Kommunikationsprozesse justiert werden", so die Wissenschaftlerin weiter, die inzwischen im britischen Cambridge forscht.

Bestandteil des „endogenen Cannabinoid-Systems"

Der CB2-Rezeptor zählt zum endogenen Cannabinoid-Systems (ECS). Diese Familie aus Rezeptoren und Botenstoffen kommt bei vielen Lebewesen vor, so auch beim Menschen. Es handelt sich um ein biochemisches Regelsystem, das an der Steuerung zahlreicher physiologischer Vorgänge beteiligt ist. Sein Name basiert auf der bereits länger bekannten Tatsache, dass Wirkstoffe der Cannabispflanze an Rezeptoren des ECS ankoppeln. Bislang sind zwei Sorten solcher Rezeptoren bekannt. Der CB2-Rezeptor hat keine psychoaktive Wirkung. Die durch Einnahme von Cannabis aufgelösten Rauscheffekte werden daher dem „Cannabinoid-Rezeptor Typ 1" zugeschrieben.

Mögliche Anwendung in der Therapie

Die Ergebnisse der aktuellen Studie könnten zum besseren Verständnis von Krankheitsmechanismen beitragen und einen Ansatzpunkt für neuartige Medikamente aufzeigen. „Bei Schizophrenie, Depression, Alzheimer und anderen neuropsychiatrischen Erkrankungen ist die Hirnaktivität gestört. Pharmaka, die an den CB2-Rezeptor binden, könnten die Aktivität der Hirnzellen möglicherweise beeinflussen und somit Bestandteil einer Therapie sein", resümiert Prof. Schmitz.

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Originalveröffentlichung

„Cannabinoid type 2 receptors mediate a cell type-specific plasticity in the hippocampus", A. Vanessa Stempel, Alexander Stumpf, Hai-Ying Zhang, Tugba Özdogan, Ulrike Pannasch, Anne-Kathrin Theis, David-Marian Otte, Alexandra Wojtalla, Ildikó Rácz, Alexey Ponomarenko, Zheng-Xiong Xi, Andreas Zimmer, Dietmar Schmitz, Neuron, http://www.cell.com/neuron/fulltext/S0896-6273(16)30025-3 (DOI: 10.1016/j.neuron.2016.03.034)


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