News Release

Maßgeschneiderte Wirkstoffe aus dem Baukasten

Biotechnologen der Goethe-Uni entwickeln robuste und effiziente Methode zur Produktion neuer Peptid-Wirkstoffe

Peer-Reviewed Publication

Goethe University Frankfurt

Helge Bode and his Team

image: From left to right: Dr. Yan-Ni Shi, Prof. Helge Bode, Janik Kranz, Peter Grün und Andreas Tietze. view more 

Credit: Jürgen Lecher, Goethe University

Viele wichtige Naturstoffe wie Antibiotika, Immunsuppressiva oder Mittel gegen Krebs stammen aus dem Stoffwechsel von Mikroorganismen. Dabei handelt es sich meistens um kleine Eiweißmoleküle (Peptide), die häufig so komplex sind, dass sie durch chemische Synthese im Labor nicht, oder nur mit großem Aufwand hergestellt werden könnten. In der Zelle entstehen sie mit Hilfe der NRPS-Enzyme wie am Fließband in einer modernen Autofabrik: an jeder Station werden dem Grundgerüst weitere Teile zugefügt, bis am Ende das fertige Auto aus der Fabrik rollt. Im Fall der NRPS findet an jeder Station (genannt Modul) der Einbau und die Prozessierung einer bestimmten Aminosäure statt, so dass am Ende ketten-, ringförmige oder anders modifizierte Peptide entstehen, die auch ungewöhnliche Aminosäuren tragen können.

Obwohl die grundlegenden Prinzipien der NRPS schon lange bekannt sind, war es bisher kaum möglich, diese Enzyme einfach und effizient zu modifizieren oder die Enzyme komplett neu zusammenzusetzen, so dass die Mikroorganismen neuartige Peptide in guten Ausbeuten produzieren. Die Arbeitsgruppe von Prof. Helge Bode, Professur für Molekulare Biotechnologie, hat nun ein von ihr 2018 publiziertes Verfahren weiterentwickelt, mit dem dies noch einfacher möglich ist.

„Wir nutzen Fragmente natürlicher NRPS-Systeme aus Bakterien als Bausteine, die wir über von uns identifizierte Schnittstellen neu zusammenfügen", erläutern Andreas Tietze und Janik Kranz den Forschungsansatz, den beide mitentwickelt haben. Die Ausbeuten sind dabei vergleichbar mit der natürlichen Produktion dieser Naturstoffe. Mit der neuen Methode können nun auch Peptidbibliotheken sehr einfach erzeugt werden, was vorher nicht möglich war.

Die Methode ist inzwischen so gut ausgearbeitet, dass sie von Anfängern bereits nach kurzer Einarbeitung zur Herstellung neuer Peptide genutzt werden kann. Allerdings war es bis dahin ein weiter Weg. „Nachdem die ersten Versuche meines damaligen Doktoranden Kenan sehr vielversprechend waren, haben wir lange mit einem Großteil meiner Gruppe an dem Projekt gearbeitet, bis wir uns sicher waren, dass es die Erwartungen an eine robuste und gut reproduzierbare Methode erfüllt", erklärt Bode. „Dank des LOEWE Schwerpunkts MegaSyn und des LOEWE Zentrums Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) hatten wir die notwenige personelle und finanzielle Unterstützung und konnten uns ganz auf das Projekt konzentrieren".

Nun geht es darum, die ersten klinisch relevanten Wirkstoffe mit dieser Methode zu modifizieren und biotechnologisch herzustellen. Die Voraussetzungen dafür sind gut, hat Bode doch kürzlich einen der renommierten ERC Advanced Grants des Europäischen Forschungsrats eingeworben, um die Methoden in den nächsten fünf Jahren weiter zu optimieren.

###

Publikation:

Kenan A. J. Bozhüyük, Annabell Linck, Andreas Tietze, Janik Kranz, Frank Wesche, Sarah Nowak, Florian Fleischhacker, Yan-Ni Shi, Peter Grün, Helge B. Bode: Modification and de novo design of non-ribosomal peptide synthetases (NRPS) using specific assembly points within condensation domains, Nature Chemistry, https://www.nature.com/articles/s41557-019-0276-z;

DOI: https://doi.org/10.1038/s41557-019-0276-z

Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/78678421

Bildtext: (v.l.n.r.) Dr. Yan-Ni Shi, Prof. Helge Bode, Janik Kranz, Peter Grün und Andreas Tietze. Foto: Jürgen Lecher, Goethe-Universität.

Information: Prof. Dr. Helge B. Bode, Professur für Molekulare Biotechnologie, Fachbereich Biowissenschaften, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798- 29557, h.bode@bio.uni-frankfurt.de.

Aktuelle Nachrichten aus Wissenschaft, Lehre und Gesellschaft in GOETHE-UNI online (http://www.aktuelles.uni-frankfurt.de)

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 mit privaten Mitteln überwiegend jüdischer Stifter gegründet, hat sie seitdem Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein hohes Maß an Selbstverantwortung. Heute ist sie eine der drei größten deutschen Universitäten. Zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Mainz ist die Goethe-Universität Partner der länderübergreifenden strategischen Universitätsallianz Rhein-Main. http://www.goethe-universitaet.de

Herausgeberin: Die Präsidentin der Goethe-Universität Redaktion: Dr. Anne Hardy, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main,
Tel: 069 798-12498, Fax: 069 798-763 12531, hardy@pvw.uni-frankfurt.de


Disclaimer: AAAS and EurekAlert! are not responsible for the accuracy of news releases posted to EurekAlert! by contributing institutions or for the use of any information through the EurekAlert system.