News Release

Wirkstoff aus Tiermedizin verbessert Gesundheit von Schulkindern in Entwicklungsländer

Peer-Reviewed Publication

Swiss Tropical and Public Health Institute

Clinical Trial on Pemba Island

image: School children are investigated for worm infection. view more 

Credit: Benjamin Speich / Swiss TPH

Diese Pressemitteilung ist verfügbar auf Englisch.

Die Gesundheit von Millionen von Kindern mit einer Wurminfektion könnte sich dank eines Wirkstoffs aus der Tiermedizin verbessern. Das zeigt eine neue Studie des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) veröffentlicht in der Zeitschrift 'New England Journal of Medicine'. Die Studie ist ein entscheidender Beitrag im Kampf gegen die noch immer weitgehend vernachlässigten Wurmerkrankungen in Entwicklungsländern.

Haken- und Peitschenwürmer sind eine enorme gesundheitliche Belastung. Insbesondere Kinder in vielen Entwicklungsländern infizieren sich häufig mangels Latrinen und sauberem Wasser über verschmutzte Erde. Wurmeier des Peitschenwurms gelangen via Magen-Darmtrakt in den Körper, wo sie über mehrere Entwicklungsstadien heranwachsen. Zur Eindämmung der gesundheitlichen Belastung von Wurmerkrankungen empfiehlt die WHO eine jährliche Entwurmungsbehandlung von Kindern und Risikogruppen (zB Feld- und Minenarbeiter). Doch die empfohlene Standarttherapie zeigt gegen den weitverbreiteten Peitschenwurm (Trichuris trichiura) wenig Wirkung.

«Wir erinnerten uns an ein wirksames Entwurmungspräparat aus der Tiermedizin», sagt Studienleiterin Jennifer Keiser vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut. Nach einer Vorstudie im Labor testete ihre Gruppe das in der Tiermedizin eingesetzte Präparat 'Oxantel Pamoate' in Kombination mit der Standarttherapie Albendazole. Der randomisierte Doppelblindversuch mit wurminfizierten Schulkindern fand auf der ostafrikanischen Insel Pemba (Tansania) statt. 31% der Kinder waren nach einmaliger Behandlung mit dieser Wirkstoffkombination befreit von einer Wurminfektion. Die Anzahl der Wurmeier reduzierte sich nach einer Behandlung um 96% im Stuhl der Kinder.

Tiermedizin für vernachlässigte Wurminfektionen

,Oxantel Pamoate' ist ein in den siebziger Jahren gegen den Peitschenwurm entwickelter Wirkstoff. Es wird heute in der Tiermedizin in Kombination mit anderen Substanzen in Entwurmungspräparaten breit eingesetzt. Studien in den 1970er Jahren zeigten, dass ,Oxantel Pamoate' auch im Menschen sicher und effektiv gegen Peitschenwurminfektionen wirkt. Trotzdem geriet der Wirkstoff in Vergessenheit und es kam nie zur breiten Anwendung im Menschen.

«Gesundheitsfachleute im Gebiet der Wurmerkrankungen diskutieren bereits seit einiger Zeit über einen Einsatz», sagt Jennifer Keiser: «Das Problem war jedoch die Verfügbarkeit des Wirkstoffs als Einzelpräparat.» Die veterinär-medizinischen Hersteller wollten den Wirkstoff für klinische Versuche im Menschen nicht abgeben. Auf dem freien Markt ist der Wirkstoff nicht erhältlich.

Erfolgreiche Zusammenarbeit mit Pharmazeuten der Universität Basel

Die Lösung brachte eine Zusammenarbeit mit Pharmazeuten der Universität Basel. Dem Labor von Jörg Huwyler am Pharmazentrum der Universität Basel gelang es eine für Kinder geschmacklich und farblich attraktive Tablettenform herzustellen. Dank dieser Expertise konnte die Substanz komplett unabhängig von der Pharmaindustrie entwickelt werden.

In weiteren klinischen Test werden derzeit Dosierung und die Abgabeschemen des Medikaments verbessert. Auf Grund dieser Studie könnte die WHO zukünftig ihre Empfehlung auf diese Substanz ausdehnen. Damit würde die Gesundheit von Millionen von Kindern weltweit verbessert.

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Die Studie wurde vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und der Medicor Stiftung finanziert.

Studie

Oxantel Pamoate-Albendazole for Trichuris trichiura Infection. B. Speich, SM. Ame, SM. Ali, R. Alles, J. Huwyler, J. Hattendorf, J. Utzinger, M. Albonico , and J. Keiser, Ph.D. N Engl J Med 770;7, p610ff.

Kontaktadresse

Prof. Dr. Jennifer Keiser, Schweizerisches Tropen- und Public Health Institut
jennifer.keiser@unibas.ch, Tel +41 61 284 82 18

Benjamin Speich, Schweizerisches Tropen- und Public Health Institut
benjamin.speich@unibas.ch, Tel +41 61 284 82 86

Dr. Christian Heuss, Kommunikation, Schweizerisches Tropen- und Public Health Institut
christian.heuss@unibas.ch, Tel +41 61 284 86 83

Über das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH)

Das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) ist eine der führenden Institutionen der Schweiz im Bereich Public- und Global Health. Das mit der Universität Basel assoziierte Institut vereint Forschung, Lehre und Dienstleistungen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Das Swiss TPH ist eine öffentlich-rechtliche Organisation und deckt etwa 17% seines Budgets von etwa 80 Millionen Franken durch Kernbeiträge der Kantone BS und BL (10%) sowie des Bundes (8%). Die restlichen Mittel (82%) werden kompetitiv eingeworben. Das Institut umfasst über 600 Mitarbeiter, die in 20 Ländern tätig sind. Es wird von Prof. Marcel Tanner geleitet.


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