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Genetische Marker für Depression zeigen konsistente Muster in psychiatrischen Behandlungsergebnissen

Umfassende Übersichtsarbeit synthetisiert Belege aus Dutzenden von Studien zu polygenen Scores und deren klinischen Implikationen bei schweren psychischen Erkrankungen

Peer-Reviewed Publication

Genomic Press

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Mood disorders polygenic scores influence clinical outcomes of major psychiatric disorders

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Credit: Alessandro Serretti

ENNA, Italien, 24. Juni 2025 – In einer umfassenden Genomic Press Thought Leaders Invited Review haben Forscher Erkenntnisse aus Dutzenden von Studien synthetisiert, die untersuchen, wie genetische Marker für Stimmungsstörungen Behandlungsergebnisse und klinische Merkmale bei schweren psychiatrischen Erkrankungen beeinflussen. Die Analyse zeigt, dass polygene Scores derzeit zwar bescheidene Vorhersagekraft zeigen, aber konsistente Muster demonstrieren, die eventuell zu einer personalisierten psychiatrischen Versorgung beitragen könnten.

Genetische Signaturen zeigen konsistente Behandlungsmuster

Professor Alessandro Serretti von der Universität Kore in Enna analysierte Belege von 2013 bis 2025 und untersuchte, wie polygene Scores für schwere depressive Störung (MDD) und bipolare Störung (BD) mit Behandlungsergebnissen zusammenhängen. Diese Scores aggregieren die Effekte von Hunderten bis Tausenden häufiger genetischer Varianten zu einem einzigen Maß der genetischen Anfälligkeit für psychiatrische Erkrankungen.

Die Übersichtsarbeit fand, dass höhere polygene Scores für Depression konsistent mit schlechteren Behandlungsergebnissen bei mehreren Störungen korrelieren. Patienten mit erhöhtem genetischem Risiko für Depression zeigten erhöhte Wahrscheinlichkeit für Nichtansprechen auf Antidepressiva, Stimmungsstabilisierer, Antipsychotika, niedrigere Remissionsraten und größere Behandlungsresistenz bei schwerer Depression, bipolarer Störung und Schizophrenie. Dieses Muster bestand über verschiedene Populationen und Behandlungsansätze hinweg, was auf eine echte biologische Beziehung statt auf statistische Artefakte hindeutet.

„Die Mehrheit der Studien weist auf eine bescheidene aber konsistente Beziehung zwischen MDD-polygenen Scores und Antidepressiva-Behandlungsergebnissen hin", bemerkte Professor Serretti. „Höhere polygene Belastung für Depression korreliert mit einer größeren Wahrscheinlichkeit für Nichtansprechen, Nichtremission oder Resistenz gegenüber konventionellen antidepressiven Therapien." Darüber hinaus wurde der schädliche Effekt, wenn auch mit weniger starken Belegen, auch für Behandlungsergebnisse bei bipolarer Störung und Schizophrenie beobachtet.

Bipolare Genetik zeigt komplexe Behandlungsbeziehungen

Polygene Scores für bipolare Störung zeigten nuanciertere Effekte. Während diese Marker begrenzten Vorhersagewert für Antidepressiva-Ansprechen bei unipolarer Depression demonstrierten, zeigten sie faszinierende Muster in der Behandlung bipolarer Störungen. Einerseits kann es mit besseren Bildungsergebnissen oder höherem kognitivem Funktionieren assoziiert sein; andererseits kann es zu psychotischen Dimensionen in spezifischen Kontexten prädisponieren.

Solche Belege verdeutlichen, wie die genetische Anfälligkeit für BD nicht einheitlich negative Ergebnisse verleiht und in manchen Kontexten vorteilhaft sein kann.

Umweltinteraktionen fügen klinische Komplexität hinzu

Die Analyse deckte überzeugende Belege auf, dass genetisches Risiko für Stimmungsstörungen mit Umweltfaktoren interagiert. Studien zeigten konsistent, dass Individuen mit höherem genetischem Risiko für Depression größere Exposition gegenüber stressigen Lebensereignissen berichteten und erhöhte Vulnerabilität für ungünstige Umweltbedingungen demonstrierten.

Umgekehrt war genetisches Risiko für bipolare Störung manchmal mit positiven Ergebnissen assoziiert, einschließlich höherer Bildungsleistung und besserer kognitiver Leistung in bestimmten Populationen. Diese Dualität spiegelt die komplexe Pleiotropie der psychiatrischen Genetik wider, wo dieselben genetischen Varianten je nach Kontext sowohl Risiken als auch Vorteile verleihen können.

Könnten diese Gen-Umwelt-Interaktionen erklären, warum manche Patienten mit ähnlichen genetischen Profilen völlig unterschiedliche klinische Verläufe erfahren? Die Forschung legt nahe, dass genetische Anfälligkeit nicht nur das direkte Krankheitsrisiko beeinflussen kann, sondern auch die Wahrscheinlichkeit, Umweltstressoren zu begegnen, die Ergebnisse weiter modifizieren.

Klinische Implementierung bleibt verfrüht

Trotz konsistenter Befunde bleibt die klinische Nützlichkeit aktueller polygener Scores begrenzt. Selbst wenn statistisch signifikant, erklären diese genetischen Marker typischerweise weniger als 1% der Varianz in Behandlungsergebnissen. Diese bescheidene Effektgröße spiegelt die anhaltende „fehlende Heritabilität"-Herausforderung in der psychiatrischen Genomik wider, wo identifizierte Varianten nur einen Bruchteil des genetischen Einflusses auf komplexe Merkmale ausmachen.

Professor Serretti betonte, dass polygene Scores derzeit als inkrementelle Vorhersagemarker statt als klinische Entscheidungswerkzeuge betrachtet werden sollten. „Obwohl diese Scores Versprechen zeigen, bleibt ihre zusätzliche Erklärungskraft über konventionelle klinische Prädiktoren hinaus oft marginal", bemerkte er.

Abstammungslücken begrenzen globale Anwendbarkeit

Die Übersichtsarbeit hob eine kritische Begrenzung der aktuellen Forschung hervor: Die meisten genomweiten Assoziationsstudien, die diesen polygenen Scores zugrunde liegen, wurden in Populationen europäischer Abstammung durchgeführt. Dies schafft erhebliche Herausforderungen für die Implementierung genetischer Vorhersage in diversen Populationen weltweit.

Neuere Studien in asiatischen Populationen, besonders Han-chinesischen Stichproben, haben grob konsistente Effektrichtungen für Depression-polygene Scores gezeigt. Jedoch können Unterschiede in der genetischen Architektur zwischen Populationen die Vorhersagegenauigkeit erheblich verändern, wenn Scores, die aus europäischen Stichproben abgeleitet wurden, anderswo angewendet werden.

Wie könnte die Erweiterung genetischer Forschung auf diverse Abstammungen unser Verständnis der psychiatrischen Genetik verändern? Die Antwort könnte bestimmen, ob polygene Ansätze ihr Potenzial für globale Verbesserung der psychischen Gesundheit erreichen, sobald große und ethnisch heterogene Studien verfügbar sein werden.

Maschinelles Lernen bietet verbesserte Vorhersage

Entstehende Ansätze, die polygene Scores mit klinischen Daten unter Verwendung von Techniken des maschinellen Lernens kombinieren, zeigen substantiellere Verbesserungen in der Ergebnisvorhersage. Einige Studien erreichten Varianzerklärungen von 4-5% bei der Integration genetischer und klinischer Informationen, verglichen mit 1-2% für genetische Marker allein.

Diese integrativen Modelle stellen eine vielversprechende Richtung für die Übersetzung genetischer Anfälligkeit in klinisch umsetzbare Erkenntnisse dar. Statt sich auf Genetik isoliert zu verlassen, können zukünftige Anwendungen umfassende Risikoprofile nutzen, die biologische, klinische und umweltbedingte Faktoren einschließen.

Zukünftige Richtungen weisen auf Präzisionspsychiatrie

Die Synthese zeigt mehrere vielversprechende Forschungsrichtungen auf. Laufende genomweite Assoziationsstudien mit größeren Stichprobengrößen und verbesserten statistischen Methoden verbessern die Genauigkeit polygener Scores. Zusätzlich entwickeln Forscher ausgeklügeltere Ansätze, die die Heterogenität innerhalb psychiatrischer Diagnosen berücksichtigen.

Integration mit neurophysiologischen Maßen, wie Elektroenzephalogramm-Biomarkern, und Untersuchung von Gen-durch-Umwelt-Interaktionen bieten zusätzliche Wege zur Verbesserung der Vorhersage. Einige Studien haben begonnen zu erforschen, wie genetisches Risiko den Einfluss von Kindheitstrauma, Stressexposition und anderen Umweltfaktoren auf psychiatrische Ergebnisse moduliert.

Könnte die nächste Generation polygener Scores epigenetische Modifikationen, seltene genetische Varianten oder dynamische Umweltexpositionen einbeziehen? Diese Entwicklungen könnten die Lücke zwischen aktuellen bescheidenen Vorhersagen und klinisch bedeutsamer Anleitung für Behandlungsauswahl überbrücken.

Implikationen für die psychische Gesundheitsversorgung

Obwohl unmittelbare klinische Implementierung verfrüht bleibt, etabliert diese Forschung wichtige Grundlagen für zukünftige Präzisionspsychiatrie-Ansätze. Die in Studien beobachteten konsistenten Muster legen nahe, dass genetische Faktoren genuinen Einfluss auf Behandlungsansprechen haben, selbst wenn aktuelle Messungen nur einen Bruchteil dieses Einflusses erfassen.

Die Befunde betonen auch die Wichtigkeit, Umweltfaktoren neben genetischem Risiko zu berücksichtigen. Patienten mit hoher genetischer Anfälligkeit für Depression könnten von intensiveren Umweltinterventionen oder verbessertem Monitoring für stressbezogene Symptomexazerbation profitieren.

Während sich polygene Vorhersage verbessert, könnten diese Werkzeuge schließlich klinische Entscheidungsfindung durch Risikostratifizierung oder Behandlungsauswahl unterstützen. Solche Anwendungen werden jedoch erhebliche zusätzliche Forschung erfordern, einschließlich randomisierter kontrollierter Studien, die klinische Nützlichkeit und Kosteneffektivität demonstrieren.

Die Übersichtsarbeit unterstreicht sowohl das Versprechen als auch die aktuellen Begrenzungen genetischer Ansätze zur psychiatrischen Behandlungsvorhersage. Obwohl polygene Scores für Stimmungsstörungen konsistente Assoziationen mit klinischen Ergebnissen zeigen, erfordert die Übersetzung dieser Befunde in routinemäßige klinische Praxis fortgesetzte methodologische Fortschritte, Erweiterung der Abstammungsdiversität und Integration mit umfassender klinischer Bewertung.

Der Artikel in Genomic Psychiatry mit dem Titel „Stimmungsstörungen-polygene Scores beeinflussen klinische Ergebnisse schwerer psychiatrischer Störungen" ist frei verfügbar über Open Access am 24. Juni 2025 in Genomic Psychiatry unter folgendem Hyperlink: https://doi.org/10.61373/gp025i.0059.

Über Genomic Psychiatry: Genomic Psychiatry: Advancing Science from Genes to Society (ISSN: 2997-2388, online und 2997-254X, gedruckt) repräsentiert einen Paradigmenwechsel in Genetik-Zeitschriften durch Verflechtung von Fortschritten in Genomik und Genetik mit Fortschritten in allen anderen Bereichen der zeitgenössischen Psychiatrie. Genomic Psychiatry publiziert hochqualitative medizinische Forschungsartikel höchster Qualität aus jedem Bereich innerhalb des Kontinuums, das von Genen und Molekülen zu Neurowissenschaften, klinischer Psychiatrie und öffentlicher Gesundheit reicht.

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