News Release

Drei Viertel der gesamten Insektenpopulation in Naturschutzgebieten verschwunden

Peer-Reviewed Publication

Radboud University Nijmegen

Figure 2 A Malaise Trap

image: This is a malaise trap in one of the research nature reserves, bordered by farmland. (Picture: Entomologischer Verein Krefeld) view more 

Credit: Radboud University

Seit 1989 hat die Gesamtbiomasse der fliegenden Insekten um mehr als 75 % abgenommen. Der Rückgang wurde bereits vermutet, erweist sich jedoch als viel größer als gedacht. Dies ist das Ergebnis einer detaillierten Analyse von 63 Standorten aus Naturschutzgebieten in Deutschland. Zusammen mit deutschen und englischen Kollegen veröffentlichten Ökologen von der Radboud-Universität diese Erkenntnisse am 18. Oktober in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift PLoS ONE.

In den letzten Jahren wurde zunehmend klar, dass der Bestand von bestimmten Insektenarten wie Bienen und Schmetterlingen in Westeuropa und Nordamerika zurückgeht. „Aber dass die Zahl aller fliegenden Insekten in einem weiten Gebiet derartig drastisch zurückgeht, ist alarmierend“, erklärt Projektleiter an der Raboud-Universität Hans de Kroon.

Solide Arbeit

Entomologen im deutschen Krefeld unter der Leitung von Martin Sorg und Heinz Schwan sammelten in den letzten 27 Jahren Daten an 63 verschiedenen Standorten in Naturschutzgebieten in Deutschland. Mit sogenannten Malaise-Fallen wurden fliegende Insekten gefangen und die Gesamtbiomasse gewogen und verglichen. Die Forscher aus Nijmegen, Deutschland und Großbritannien konnten jetzt zum ersten Mal diesen enormen Datenbestand analysieren.

Auch ein Rückgang in gut geschützten Gebieten

Die Forscher stellten einen durchschnittlichen Rückgang der Insektenmasse von 76% fest. Mitten im Sommer, wenn viele Insekten ihren Höhepunkt erreichen, war sogar ein Rückgang von 82% in den untersuchten Gebieten zu verzeichnen. Caspar Hallmann, der die statistischen Analysen durchgeführt hat: „Alle diese Gebiete sind geschützt, oft sind es Naturschutzgebiete, die auch gepflegt werden. Trotzdem ist der Rückgang überall wahrnehmbar“.

Die genauen Ursachen dieser enormen Abnahmen sind noch unklar. Veränderungen in Bezug auf das Klima, die Landschaft und den Pflanzenreichtum in diesen Gebieten können die Abnahmen nach der hier vorliegenden Analyse nicht erklären. Das Wetter erklärt einige der Schwankungen während der Saison und im Jahresvergleich, aber nicht diesen Abwärtstrend.

Auch in anderen Teilen der Welt

Über mögliche Ursachen können die Forscher jetzt nur spekulieren. Caspar Hallmann: „Die untersuchten Gebiete sind zumeist klein und von landwirtschaftlichen Nutzflächen umgeben. In dieser Umgebung können viele der fliegenden Insekten nicht überleben. Die Naturschutzgebiete könnten dadurch ‚leergesaugt‘ werden.“ Wahrscheinlich sind die Ergebnisse für weite Teile Europas und andere Teile der Welt repräsentativ, wo Naturgebiete in eine überwiegend intensiv landwirtschaftlich genutzte Landschaft eingebettet sind.

Weckruf

„Da das gesamte Ökosystem von Insekten abhängig ist, zum Beispiel als Nahrung und als Bestäuber, lässt dies andere Veränderungen, z. B. Rückgänge insektenfressender Vogel- und Säugetierarten in einem neuen Licht erscheinen", erklärt Hans de Kroon. „Es ist kaum auszumalen, was geschehen wird, wenn sich diese Entwicklung unvermindert fortsetzt.“

Da die Ursachen für die Rückgänge noch nicht bekannt sind, können zurzeit nur wenig konkrete Maßnahmen getroffen werden. Die Forscher hoffen, dass diese Feststellungen als „Weckruf“ erkannt und zu einer weiteren Erforschung der Ursachen und einer Unterstützung der Langzeitüberwachung führen werden.

Maßnahmen

„Alles, was wir derzeit tun können, ist größere Vorsicht walten zu lassen. Reduzieren müssen wir die Eingriffe, von denen wir wissen, dass sie einen schlechten Einfluss haben, wie der Einsatz von Pestiziden und das Degradieren wertvoller Biotope in der Landschaft. Wir müssen uns intensiv für eine Ausweitung unserer Naturräume mit verhältnismäßig großen Pufferzonen zu landwirtschaftlichen Gebieten einsetzen.“

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Veröffentlichung:

More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas, PLoS ONE.

DOI: 10.1371/journal.pone.0185809


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